Land am Strome

Aus dem Alltag

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An der Donau stehen und staunend die Hochwassermarken betrachten, die an den Hauswänden kleben wie drohende Menetekel. Die schlimmsten so hoch über den Köpfen, dass es ganz unwirklich wirkt und man sich fragt: wie soll das gehen? Wer hat so viel Wasser?

Sich umdrehen und dem Strom beim Strömen zuschauen. Sehen, wie er zum Ufer hin innehält, herumzuwirbeln beginnt, als hätte er uns beim Vorüberfließen im letzten Moment entdeckt und hastig beschlossen: die will ich begrüßen. Überrascht sein von der Wucht, mit der er in der Mitte sein Wasser vor sich her schiebt, als wäre es ihm schon lästig geworden.
Den Schwan bewundern, der furchtlos an der Seite treibt.

Von unten auf den Kirchturm schauen, dessen Blau sich vor das dünklere des Himmels schiebt. ‚Blau auf Blau gepinselt‘, schießt es mir durch den Kopf, diese Textzeile aus dem Lied, das mir partout nicht einfallen will. Italienisch ist es, soviel weiß ich, doch weiter tragen mich meine Gedanken nicht.

Auf die gewesene Burg blicken, die über dem Ort hockt wie ein urzeitliches Tier. In die sie den König gesteckt haben damals, den, den sie Löwenherz nannten. Der es sich zweimal überlegen hätte sollen, ob er das Banner des Babenbergers in den Staub wirft, klug war es nicht. Hinaufsteigen zur Ruine und die Smaragdeidechse aufscheuchen, die sich auf einem Stein sonnt. Einen Bogen um sie machen, während sie geduldig am Wegrand wartet, bis wir an ihr vorüber sind. Einen kleinen, der Abgrund ist nah.
Die gelben Witwenblumen betrachten und die Wildastern, die hier überall wachsen. Den Schmetterlingen beim Tanzen zusehen.

Oben ankommen und auf Mauerreste klettern und auf Türme. Ins Donautal hinunterschauen, wo sich ein Schlepper flussaufwärts schiebt und die Fähre nach Rossatz übersetzt. Vom Waldviertel her rollen Wolkenberge übers Land, queren den Strom, sehen sich Stift Göttweig von oben an.
Behalten ihr Wasser für sich, die Donau hat genug davon.

Abends will ich meine Eindrücke in Buchstaben pressen wie Blätter, die man im Herbst zwischen zwei Buchdeckel legt. Doch die Wörter verstecken sich, laufen davon wie Smaragdeidechsen vor meinen nahenden Schritten.

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