
Nichts
- April 15, 2025
- by
- Ioulita Iliopoulou
Niemand
Bloß ein Licht erhält das Nichts
Und leere, hölzerne Bücherwände
Mit Druckspuren einstigen Gewichts
Zerbrochene Scheiben, der Kopfteil eines umgestürzten Eisenbetts
Und oben an der Wand die kleine, dreieckige Scherbe eines alten Spiegels
Der nichts mehr zeigt. Nichts
Beim ersten Windhauch schwellen Schatten an, rechteckig, mehreckig
Und löschen das Innere des schutzlosen Hauses Farbschicht um Farbschicht aus
Und Wort um Wort der Menschen
Die Selbstbetrug
Für Unwiederbringliches
Leben hielten.
Aus:
Ioulita Iliopoulou: Das Mosaik der Nacht, Verlag Razamba, Offenbach am Main 2023
Ioulita Iliopoulou, eine der meistbeachteten zeitgenössischen Dichterinnen Griechenlands und bereits in mehrere Sprachen Europas übersetzt, ist im Deutschen jedoch kaum bekannt. Sie studierte byzantinische und neuere griechische Literatur in Athen und Theater an der Schauspielschule des Athener Konservatoriums. Ihr erster Gedichtband «Schöne Sonnenwende, Marko» («Καλούς ενιαυτούς Μάρκο») wurde 1987 veröffentlicht. Es folgten sieben weitere Bücher, unter anderem das Märchen «Was will Zenon?» («Τι ζητάει ο Ζήνων», mit dem Griechischem Staatspreis für Literatur 2004 ausgezeichnet).
Sie hat Lyrik und Essays aus dem Englischen ins Griechische übersetzt, Libretti und Texte zu Liedern von Giorgos Kouroupos geschrieben und mit dem Orchester der Farben von Manos Hadjidakis und der Stiftung Melina Mercouri Musik- und Lyrikprogramme entwickelt. Seit 2014 Aufbau und seit 2024 Leitung des Elytis-Museums in Athen.
Der vorliegende Lyrikzyklus «Das Mosaik der Nacht» («Το Ψηφιδωτό της Νύχτας») erschien 2018 und ist ihr achter Band. Ihre letzte Gedichtsammlung «Muttererde» («Γή Μήτηρ») ist 2023 erschienen.
Giorgis Fotopoulos ist Übersetzer mehrerer Sammlungen griechischer Lyrik und Essays v.a. von Odysseas Elytis. Er hat einen Master of Arts in Philosophie und Film der Freien Universität Berlin und war Filmkritiker für u.a. Der Tagesspiegel und Regieassistent für hauptsächlich griechisch-deutsche Kinoprοduktionen v.a. bei Theo Angelopoulos als auch Dramaturg und Regisseur an verschiedenen Berliner Off-Theatern. Er hat Essays veröffentlicht u.a. zu «Das Drama des Denkens» im Philosophiejournal Coincidentia, zur «Poesie der Meditation», zu «Masken und Macken» als auch Haikus für das Literaturjournal Experimenta und den Lyrik-Zyklus «Seeseele».
Er war Dozent für Film an der Humboldt-Universität, der Freien Universität und der Universität der Künste in Berlin und ist Autor, Produzent und Regisseur mehrerer Poesie- und Dokumentarfilme u. a. für Arte und das Schweizer Fernsehen. Sein Kinofilm «Akou» wurde 2007 auf dem Filmfestival von Thessaloniki mit dem Digital Alexander ausgezeichnet.
Die Rechte am Originaltext liegen bei: Ypsilon Books Publishing House (Athen) und Ioulita Iliopoulou, jene der deutschen Übersetzung beim Verlag Razamba. Die Bildrechte liegen bei Doris Lipp.
ΚΕΝΟ
Κανείς
Μόνο ἕνα φῶς νά δίνει ὑπόσταση στό κενό
Καί ἄδειες ξύλινες ἐταζέρες
Μέ ἀποτυπώματα παλαιοῦ βάρους
Σπασμένα τζάμια, ἕνα κεφαλάρι σιδερένιο κρεβατιοῦ ἀνάποδα
Καί πιό ψηλά στόν τοῖχο τρίγωνο μικρό παλαιοῦ καθρέφτη
Πού δέν δείχνει. Τίποτε
Σκιές τετράγωνες κι ἄλλες πού μέ τόν πρῶτο ἀέρα μεγαλώνουν
Σβήνοντας χρῶμα χρῶμα τά σωθικά ἐτούτου τοῦ σπιτιοῦ
Ἀκάλυπτα. Σβήνοντας λέξη λέξη
Τῶν ἀνθρώπων πού πέρασαν τήν αὐταπάτη
Γιά κάτι πού – δέν – θά ἔχει
Ποτέ ξανά. Ζωή.