Nummer vier

Nummer vier

Ich habe dich im Stich gelassen, Vater. Ich hatte deine Not nicht erkannt. Ich konnte sie nicht sehen.
Ich wollte es nicht.

Du bräuchtest keine Hilfe, sagtest du, strichst dir durchs Haar und sahst mich an aus Greisenaugen. Weißt du noch, Vater? Ich nickte, ließ dir deinen Willen; es war dir wichtig. Ich hatte dir geglaubt, weil ich dir glauben wollte. Ich weiß es ja: eine Lüge war’s, an die wir uns geklammert haben. Sie trug uns nicht weit.

Du starbst einen schleppenden Tod, starbst allein. War es dein Starrsinn, der dir das Leben nahm? War es mein Zaudern? Du gingst, geblieben sind die Zweifel, ist die Schuld, die sich nicht tilgen lässt. Ich habe dich im Stich gelassen, Vater. Zu schwer wog mir die Last des vierten Gebots.

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