Aufbruch

Aufbruch

Hast du ihn auch gehört? –
Wen denn? –
Den Mann, der da redet. Steht ein Fenster offen? –
Da ist niemand, Johanna. Und die Fenster zur Straße sind auch geschlossen. –
Aber er redet doch ganz deutlich. Hörst du wirklich nichts? –
Was soll ich denn hören? Was sagt er? –
Dass alles gut werden wird, sagt er. Dass ich keine Angst haben soll.

Hans schüttelt den Kopf, steht auf, geht zu den Fenstern, die geschlossen sind, schaut auf die Straße.

Da ist niemand, wirklich nicht. –
Aber ich kann ihn doch hören. –
Das bildest du dir ein, Liebes.

Johanna verstummt, setzt sich, verschränkt die Arme vor der Brust. Hans tritt zu ihr, setzt sich neben sie, nimmt ihre Hand.

Lass mich. –
Ich hab‘ das nicht so gemeint. Entschuldige bitte. –
Du hältst mich für verrückt. –
Ich halte dich nicht für verrückt, Johanna.

Stille.

Aber da ist nichts. –
Siehst du, ich sag’s ja! Du glaubst, dass ich irre werde.

Hans weiß nicht, was er sagen soll, drückt die Hand seiner Frau, bis sie weiß wird.

Du tust mir weh, Hans. –
Entschuldige. Ich war ganz in Gedanken. –
Weil du denkst, dass ich verrückt bin. Gib’s zu.

Hans seufzt. Sieht Johanna an.

Jetzt sei nicht so. Ich mach‘ mir halt Sorgen. –
Weil ich Stimmen höre, die es nicht gibt? –
Ich weiß doch auch nicht.

Stille.

Ich hab‘ Angst, Hans.

Stille.
Zwei Minuten lang.
Johanna gibt Hans einen Kuss.

Danke, dass du das jetzt gesagt hast. Ich musste das hören, Hans.

Johanna steht auf, geht in die Küche. Hans bleibt sitzen, sieht zum Fenster.
Er fragt sich, was Johanna gehört hat.
Er hatte nichts gesagt.

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