Mein Wolf
- Oktober 28, 2025
- by
- Jane Wels
Mein Wolf
heult sich durch kulturelle Codes,
das Fell gesträubt
von den Endlosschleifen der
Erwartungsbrüche.
Mein Wolf
wittert Geniekult und Prekariat,
bleckt die Zähne
vor den Ausschlusskriterien der Selektionsmaschinerie.
Mein Wolf
läuft aus dem hungrigen Rudel,
das einen mimetischen Kreis um sich selbst zieht,
und schreibt sich in leere Felder.
Noch heute will ich
auf der Fremdheit der Sprache tanzen,
ihren Klang
auf Silberfäden ziehen,
Lücken lassen
bis zum Rand
des Ungefähren.
Aus:
Jane Wels: Schwankende Lupinen, edition offenes feld, Dortmund 2024
Jane Wels. Nach einer Ausbildung zur Grafischen Zeichnerin und Werbefachfrau arbeitete ich als...
Reiterscharen und getunte Autos
- Oktober 21, 2025
- by
- Jürgen Brôcan
Inspiration erschöpft sich nicht, weil die Dinge für die Sinne nie aufhören. Einen Anfang hat sie dennoch – jedesmal. Über der Tür meines Arbeitszimmers hängen im schlichten Glasrahmen zwei (eigentlich sogar drei) verschiedene Porträts. Der Mann auf dem Büttenpapier links befindet sich im mittleren Alter; hinter der damals wohl relativ modischen Brille ist sein Blick...
Die letzte Insel
- Oktober 14, 2025
- by
- Gabrielle Alioth
Noch ist alles möglich, antworte ich Daniel, als er am Telefon fragt, ob ich mit dem Schreiben vorankomme. Aber natürlich stimmt das nicht. Es ist nur möglich, was ich mir vorstellen kann.
Du könntest eine Liste von Inseln machen, schlägt Daniel vor.
Island, Irland, Inis Meáin …
Auch von erfundenen.
Avalon, Brasil, Thule …
Oder...
Die Sprache der Möwen
- Oktober 07, 2025
- by
- Gyrðir Elíasson
Am Ende der Nacht sind die Berge von Raureif grau,
die Farbe des Meers ist so, als hätte man Schmierseife
hineingeschüttet. Ein feuerroter
Traktor kommt die Straße unterhalb
des Bergs entlang, das ist der einzige Ver-
kehr, das einzige Lebenszeichen,
zusammen mit zwei Möwen, die
am Strand stehen und sich unterhalten,
in einer Sprache, die...
Narbe
- September 02, 2025
- by
- Sophie Reyer
Geh ans Ende
um es zu Ende zu
fürchten
nur was man
verliert wird
nahe
Narbe
Sophie Reyer, geboren 1984 in Wien, lebt in Wien. Publikationen u.a.: “geh dichte” (Lyrik, EYE-Verlag 2005), ”vertrocknete vögel” (Roman, Leykam 2008), “baby blue eyes” (Roman, Ritter 2008), “binnen” (Lyrik, Leykam 2010), „flug (spuren)“ (Leykam 2012), „die gezirpte zeit“...





