Labyrinth

Labyrinth

Manuel trat aus dem Haus mit dem grünen Gartenzaun und den himmelblauen Fensterläden, sah auf, zum Kirschbaum hin, der am Nachbargrund stand, schlug den Weg ein, der zum Friedhof führte. Er ging ohne Hast, blieb stehen, hie und da, um den Kater zu streicheln, der ihm entgegenlief, ihm eine Zeitlang folgte, bis er kehrtmachte, in...

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Das Lächeln von Lesbos

Das Lächeln von Lesbos

Sie verstand meine Sprache nicht, ich verstand ihre nicht. Wir verständigten uns über Gesten und Fingerzeige. Zum Abschied: ein Lächeln, das fünfzehn und zugleich dreitausend Jahre alt war. So begrüsst Nausikaa am Strand der Phäaken Odysseus: „Fremdling, du scheinst weder schlecht noch töricht.“

Noch unveröffentlicht.

Wolfram Malte Fues, geb. 1944. Lyrik u.a. in „konzepte“, DAS...

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Begegnung

Begegnung

Im Schatten der kleinen Stunden trat ich ans Fenster, sah auf die Straße. Ich wollte rauchen, tat es nicht. Eine seltsame Unruhe hockte in mir; in meiner Seele hingen die Trümmer eines unfertigen Traums. Ich öffnete das Fenster, tat zwei tiefe Atemzüge. Die Nacht roch nach Schnee und fauligem Laub. Als ich den Kopf hob,...

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Nur Wasser

Nur Wasser

Die Füße wirbeln den feinen Sand am Strand auf. Dann berühren die Zehen das Wasser und der Boden unter den Füßen ist fester. Es ist nur Wasser, denkt der Mensch am Strand, von hier bis wer weiß wo. Um die Erde herum. Wasser. Bevölkert von unbekannten Wesen. Dort, wo die Tiefe beginnt. Aber schon im...

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Wurzelstock

Wurzelstock

Am Birnbaum, der vorm Fenster steht, hockt eine Amsel, singt ihr Lied. Marie schaut auf, lächelt. Achtzehn Jahre, denkt sie. Achtzehn Jahre, dass dies ihr Zimmer war, nie hat sie anderswo gelebt. Und nun: das Studium, der Umzug in die nahe Stadt. Marie atmet langsam, atmet tief, greift nach dem Geodreieck, das vor ihr liegt,...

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