Papa weint

Papa weint

Papa weint. Er weiß nicht, dass ich ihn weinen höre, denn die Stille, die immer um mich ist, macht mich unsichtbar. Es ist nicht seine Schuld, dass er mich oft übersieht, denke ich mir. Es liegt an mir. Ich bin so. Unscheinbar. Ich will ihm auch keine Last sein, erst recht nicht jetzt, wo Mama tot ist. Wo er sich verloren fühlt und überfordert. Er bemüht sich auch so, seine Traurigkeit zu verbergen, aber er kann es nicht. Wie sollte er auch? frage ich mich. Mama ist tot, sie ist wirklich gestorben, wie sollten wir da nicht traurig sein? Wie könnten wir nicht um sie weinen? Ich weiß ja auch, dass er sich um mich sorgt. Er redet viel mit mir, hört mir zu. Sagt, dass wir noch einander haben, dass wir das schaffen werden, gemeinsam. Wir zwei, sagt Papa dann und drückt mich ganz fest. Wir zwei, sagt er. Aber er weint allein, und das tut mir weh. Mit mir müsste er weinen. Mit mir. Erst wenn wir zwei gemeinsam weinen lernen, denke ich mir, können wir Mama gehen lassen.

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