Vater stirbt. Er liegt in einem Dreibettzimmer, allein. Eine Sauerstoffmaske hängt schräg in seinem Gesicht, er muss sie verschoben haben, mit einer fahrigen Handbewegung. Jemand hat das Radio eingeschaltet, eine der Schwestern wahrscheinlich, vielleicht auch der Nachbar, von dem ich weiß, dass er Vater besuchen wollte. Leise, arglose Musik füllt den Raum, doch das Gurgeln und Blubbern, das aus Vaters Brust kommt, kann sie nicht übertönen. Als würde jemand eine Wasserpfeife rauchen, denke ich und schließe die Augen, einen Atemzug lang. Ich gehe zu Vater, begrüße ihn, berühre ihn an der Schulter, setze mich auf den Sessel, der neben dem Bett steht. Ich überlege, ob es ihm recht ist, dass ich seine Hand in meine nehme, und noch während ich überlege, wendet er den Kopf, sieht mich an. Ich weiß, dass er nicht sprechen kann, dass der Tod, der ihm schon nahe ist, ihm kein Wort mehr erlaubt. Weiß er, dass er in seinem Sterbebett liegt? frage ich mich und spüre, wie trocken mein Mund, wie rau meine Kehle ist. Ich räuspere mich, rücke meinen Sessel näher. Fürchte dich nicht, flüstere ich, lächle ein bitteres Lächeln, sehe in seinen Augen: er will nicht sterben. Hier also liegt er, denke ich mir, kämpft um jeden Atemzug, ertrinkt in der eigenen Lunge; und will doch nicht sterben. Ich schiebe ihm die Maske über Mund und Nase, er lässt es geschehen. Fürchte dich nicht, sage ich noch einmal, lege meine Hand auf seine. Die Tränen, die ich weine, verberge ich nicht vor ihm.