Posts by Ragnar Helgi Ólafsson
Ein Wintermorgen ohne Titel

Ein Wintermorgen ohne Titel

Der Himmel ist blau
wie Rabenflügel.
Sie sind blau.

Wie das blaue Gewand,
das Hrafnkell trug,
als er hinausritt, Einar zu suchen,
mit einer gut geschärften Axt
unter dem Hemd.

Amseln zwitschern
Stecknadelstiche in die Stille,
die hochweht
vom gleichmäßig gefallenen Schnee.

Auf der Stadt liegen
sechzehntausend Lichtjahre Schnee.

Die Amseln sitzen
in den Hufeisenspuren der Hengste.
Haben...

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Der Bahnsteig in Perpignan

Der Bahnsteig in Perpignan

Auf einem Bahnsteig in Perpignan
steht eine Frau in einem grauen Kostüm
im Stil des staubigen Sonnenuntergangs

Die Luft ist still
die leichte Brise beißt sie nicht
denn auch sie
ist still

Irgendwo ist ein Klotz Eichenholz dabei
sich in Eichenholzgeruch zu verwandeln

Im Kopf der Frau sind zwei Zimmer

Im vorderen steht ein schmucker...

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Der buddhistischen Philosophie den Boden unter den Füßen wegziehen

Der buddhistischen Philosophie den Boden unter den Füßen wegziehen

Was wäre, wenn das Spiegelbild
(die Freikirche und das blassrosa
Neonschild auf dem Hotel Holt)
verzerrt und auseinandergerissen
(auf der Oberfläche des Teichs
an einem windigen Herbsttag)
sich schließlich als interessanter entpuppte
als das stille,...

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Æ und AEI

Æ und AEI

Wenn es im Isländischen weh tut, sagt man „æ“.
Das ist ein heimtückischer Buchstabe, denn er enthält drei Buchstaben,
obwohl nur zwei zu sehen sind: a-e-i.
Die alten Griechen hatten kein „æ“, also mussten sie, wenn sie solche
Laute aufzeichnen wollten, ihn so schreiben wie er klang: „ὰεί“.

Das Merkwürdige am Schmerz ist (egal in welcher...

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