Der buddhistischen Philosophie den Boden unter den Füßen wegziehen

Gastbeiträge

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Was wäre, wenn das Spiegelbild
(die Freikirche und das blassrosa
Neonschild auf dem Hotel Holt)
verzerrt und auseinandergerissen
(auf der Oberfläche des Teichs
an einem windigen Herbsttag)
sich schließlich als interessanter entpuppte
als das stille, scharfe und klare Bild
das es widerspiegelt?

Aus:
Ragnar Helgi Ólafsson: „Laus blöð / Lose Blätter“. Aus dem Isländischen von Jón Thor Gíslason und Wolfgang Schiffer
Der zweisprachig edierte Band erschien im September 2023 als Hardcover mit 304 Seiten im ELIF Verlag.

Ragnar Helgi Ólafsson, geb. 1971 in Reykjavík / Island, studierte an der Universität von Island Philosophie, Filmregie an der New York Film Academy und im Anschluss in Frankreich zunächst Französisch in Marseille und danach Kunst in Aix-en-Provence. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller ist er in den letzten Jahren vornehmlich als Grafikdesigner, bildender Künstler und Verleger tätig.
Für seinen ersten Gedichtband Denen zum Trost, die sich in ihrer Gegenwart nicht finden können (2015 / ELIF Verlag 2017) wurde er mit dem Tómas Guðmundsson-Poesie-Preis ausgezeichnet, für seine Story-Sammlung Handbuch des Erinnerns und Vergessens (2017 / ELIF Verlag 2020) war er für den Isländischen Literaturpreis in der Kategorie Belletristik nominiert, für das Ein Requiem genannte Buch Die Bibliothek meines Vaters (2018) in der Kategorie Sachbuch. Sein Gedichtband Lose Blätter (2021 / ELIF Verlag 2023) war für den Literaturpreis des Nordischen Rats 2023 nominiert.
Ragnar Helgi Ólafsson lebt und arbeitet in Reykjavík.

Jón Thor Gíslason, geb. 1957 in Hafnarfjörður, lebt seit Anfang der 1990er Jahre als bildender Künstler in Deutschland, derzeit in Düsseldorf. Bis 1988 war er professioneller Popmusiker in Island, danach absolvierte er ein Aufbaustudium (Meisterklasse) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. Er arbeitete zeitweise als Korrespondent in Deutschland (Kunst und Kultur) für die isländische Tageszeitung Morgunblaðið. In Zusammenarbeit mit Wolfgang Schiffer veröffentlichte er diverse Übersetzungen isländischer Lyrik, vor allem für den ELIF Verlag.
Jón Thor Gíslason

Wolfgang Schiffer, geboren 1946 in Nettetal/Niederrhein, arbeitet als Übersetzer, Herausgeber und Autor von Prosa und Lyrik. Zuletzt erschienen im ELIF Verlag sein Gedichtband Dass die Erde einen Buckel werfe, die Anthologie Türschwellenkinder – Über die Arbeit der Eltern (hrsg. mit Dinçer Güçyeter) sowie die Übersetzung Lose Blätter von Ragnar Helgi Ólafsson (mit Jón Thor Gíslason). Für 2024 sind folgende Publikationen vorgesehen: der Gedichtband Gespräche mit dem Enkel, mit Illustrationen von Jón Thor Gíslason (Corvinus Presse), die Übersetzung Nachtarbeit von Sjón (Gedichte, zus. m. Jón Thor Gíslason) sowie der Gedichtband Ich höre dem Regen zu (beide ELIF Verlag).
Wolfgang Schiffer erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, u. a. 1991 das Ritterkreuz des Isländischen Falkenordens und 1994 den Isländischen Kulturpreis für seine Verdienste um die Vermittlung isländischer Literatur und Kultur. Er lebt in Köln und Prag.
Wolfgang Schiffer

Gemeinsam gestalten Jón Thor Gíslason und Wolfgang Schiffer außerdem die Reihe Wortlaut Island in der Online-Literaturzeitschrift Signaturen-Magazin, die zweimal im Monat Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik aus Island vorstellt.

Die Rechte am Originaltext liegen beim Autor, die der deutschen Übersetzung beim Verlag. Die Bildrechte liegen bei Ragnar Helgi Ólafsson.


FÓTUNUM KIPPT UNDAN
BÚDDÍSKRI HEIMSPEKI
(Í einni svipan)

Hvað ef spegilmyndin
(Fríkirkjan og fölbleika
neonskiltið ofan á Hótel Holti)
brengluð og sundurtætt
(á yfirborði tjarnarinnar
á vindsorfnum haustdegi)
reynist á endanum áhugaverðari
en hin kyrra, skýra og tæra mynd
sem hún speglar?

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