Durchdacht

Aus dem Alltag

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Bernd liebt Hannah. Er weiß das. Hannah weiß, dass Bernd auch eine andere lieben könnte, naiv ist sie nicht. Aber jung; sie will sich noch nicht binden [so redet der Bernd: binden will er sich. Und sie. Sie auf jeden Fall.] Hannah weiß auch, dass Bernd nicht viel Geduld hat. Wenn er etwas will, will er es gleich. Oder bald. Was sie noch weiß: dass er vor allem den Hannah-Körper liebt; den kennt er schon ein wenig. Das ist in Ordnung so, denkt Hannah. Und vielleicht, denkt sie, liebt er ja auch schon ein bisschen die Hannah. Ob sie den Bernd liebt, das weiß sie nicht; auch wenn sie es schon gesagt hat. So vieles, das man sagt, obwohl man nicht weiß, ob es stimmt, denkt Hannah. Das ist normal. Würde nur gesagt werden, was man weiß, es wäre still auf der Welt. Und die Bernd-Eltern, denkt Hannah, die mögen sie nicht. Die denken [denkt sie sich], der Bernd hätte eine Bessere verdient; das hat sie ihnen gleich angesehen beim ersten Treffen. Beschämend war das. Richtig schlecht gefühlt hat sie sich. Als ob sie, die Hannah, nicht gut genug wäre für den Bernd. Eine Gemeinheit ist das; eine Frechheit eigentlich. Ob sie ihn vielleicht doch heiraten soll? Fesch ist er ja. Und fleißig. Wer weiß, ob sie noch so einen wie ihn finden wird, wenn sie jetzt nein sagt? Jünger wird der Hannah-Körper nicht. Wie lange sie den Bernd noch warten lassen kann? fragt sich Hannah. Er wartet ja nicht gern. Hannah weiß: schnell muss man sein in dieser Welt. Aufs richtige Pferd muss man setzen. Was man denkt, was man sagt, ist nicht wichtig. Das weiß die Hannah auch.

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