Eremiten

Mittelgriechenland & Thessalien

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Im Nachhinein wussten wir nicht zu sagen, welcher Impuls uns riet, den Pfad zu nehmen, der, hangaufwärts, hinter einer Biegung verschwand. War es tatsächlich das Schild, das am Wegrand stand, unscheinbar? Das, kaum leserlich, eine Kapelle versprach, eine Kirche womöglich, einem Heiligen geweiht, dessen Namen ich bald wieder vergaß. War es Athanasios? Antonios? Nikolaos? Sicher ist: wir zögerten, verlangsamten unseren Schritt, bemerkten das Schild, bewusst nun. Sahen einander an, auf die Uhr auch. Einer nickte, deutete auf den Pfad. Warum nicht? sagte der andere, ging los.

Keine fünf Minuten später, dass da die Höhlen waren, linker Hand, in der Felswand, die aussah, als wäre sie aus grobkörnigem Beton. Pfähle ragten heraus, trugen Bretter und Balken, schlanke Pfeiler verkeilten sich zwischen vorkragenden Böden und dem Gestein. Allenthalben waren Bretter zu sehen, die einen windgeschützten Winkel schufen, Holzleitern, die von einer Etage zur nächsten führten. Wie hoch am Fels mochten die Höhlen liegen, fragte ich mich. Zwanzig Meter? Höher? Schwebend, flüsterte Doris, die neben mir stand. Ich sah sie an, verstand nicht. Schwebend, wiederholte sie, drehte sich um, kletterte eine Böschung hinauf. Metéora, sagte sie, stand auf dem Hang, zupfte eine Klette von ihrem Hosenbein, griff nach dem Fotoapparat. Metéora bedeutet: in der Luft schwebend. Ich nickte, wandte den Kopf, sah auf die Leiter, die unterste, die sich über einem Abgrund verlor.

Wir näherten uns den Höhlen, stiegen über trockenes Strauchwerk und Disteln. Als uns Gestrüpp den Weg versperrte, legten wir die Köpfe in den Nacken. Fragten uns: weshalb? Warum all diese Mühen, Entbehrungen auch? Hörten den heiseren Schrei eines Eichelhähers, er gab uns keine Antwort. Also kehrten wir um, gingen den Weg zurück, schwiegen eine ganze Weile.

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