hinter jedem vorhang

Gastbeiträge

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hinter jedem vorhang. wo wir mundraub begingen
an unseren körpern den funken überspringen ließen.
trug ich morgengrauen schulterfrei und wickelte meine
fluchtreflexe um deine finger. wenn du fort warst. hab
ich unentwegt zukunft inhaliert. eine drift. der wir nicht
ausweichen können. irgendwann. am ende. außer für
ein paar lichte momente. ist sie wie wimmelbilder. auf
denen wir nach uns suchen und niemals. versprich mir.
niemals den kopf einziehen. es sei denn bis mitten
ins herz. als lagerten dort vorzeitliche ruder. mit denen
wir auch in geschlossenen räumen ins freie hinaus und
eintauchen können in unsere unsterblichkeitsermittlungen
beim frühstück. und wir reden. als ginge es um die
zwergfledermäuse im schuppen hinterm haus. und wie
sie ihre ohren im schlaf unter die flughaut legen und
dabei aussehen wie entschwundene engel

Aus:
Johanna Hansen: zugluft der stille, edition offenes feld

Johanna Hansen aus Kalkar am Niederrhein, Autorin, Malerin, Buchillustratorin. Herausgeberin der Literaturzeitschrift WORTSCHAU. Zunächst Lehrerin und Journalistin. Drei Jahre Aufenthalt in Davos/Schweiz. Seit 1993 zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Seit 2008 Publikationen vor allem von Lyrik in Kombination mit eigenen Bildern. In Zusammenarbeit mit Musikern und Komponisten entstanden Performances, Buch/CD Projekte und Poesie-Filme. Gedichte wurden in verschiedene Sprachen übersetzt.
Johanna Hansen

Die Text- und Bildrechte dieses Beitrags liegen bei Johanna Hansen.

Der Text im Beitragsbild stammt von Edna St. Vincent Millay:
„My candle burns at both ends;
It will not last the night;
But ah, my foes, and oh, my friends-
It gives a lovely light.“

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