Vergína

Makedonien

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Griechenland hat er geeint, die Macht Thebens gebrochen, auch jene des stolzen Athens; die Welt der Polis ist nicht mehr. Friede könnte nun sein, ein dekretierter, erzwungener, echter; doch Friede, er ist nicht sein Geschäft. Schon sammelt sich das Heer zum Feldzug gegen Persien, stehen Truppen am Hellespont, ziehen dunkle Wolken auf im Osten. Allein, ein Fest noch, das es zu feiern gilt, vor dem Krieg: die Hochzeit der Tochter. Hier also, in seinem Palast, auf den Stufen des Theaters, dass er sterben wird, stirbt. Philipp II., dieser Meister der Ränke, voll Weitsicht, Mut und Härte, der den Großkönig fordern will, Unvorstellbares wagen, hat vieles vermocht, riskiert, erstritten. Doch den Schwerthieb des Pausanias, den hat er nicht geahnt.

Der Mörder, unausweichlich, stirbt. Viel wird geraunt über Anstifter, Mitwisser; manch einer spricht ein lautes Wort, es wird sich gegen ihn wenden. Der Sohn, Alexander, den sie bald τον Μεγάλο nennen werden, wird König, hat Großes im Sinn, er ist ein Mensch mit Ambitionen. Die Truppen des Vaters, des Sohnes Geschick, sie werden sich ein Reich erstreiten, das erst am Indus enden wird.
Philipp aber wird begraben.

Die Reiche vergehen, was bleibt, ist der Ruhm. Philipps Grab, es wird vergessen werden.
Und wiederentdeckt, unversehrt.
1977.

Wir traten in die Dunkelheit des Grabhügels. An den Wänden Vitrinen mit Münzen, Schalen, Waffen, Schmuck. Silbergeschirr auch, unbenutzt seit zweitausenddreihundert Jahren. In der Mitte des Raums, hinter Panzerglas, Philipps Rüstung, sein Schild, die bronzenen Beinschienen. Staunend, flüsternd standen wir, sahen den Eichkranz, der über der goldenen Larnax hing, der Schatulle, die die Knochen barg. Dann, dass wir die Treppe hinunterstiegen zu der Kammer, in der sich alles fand. Wir hoben die Köpfe, schauten zum Fries, sahen den jungen Alexander, der, zu Pferd, den Speer hebt, bereit ist, den Löwen zu töten.

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