Ana föd

Aus dem Alltag

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Drausd, in da Vuaschdod, is des Tschocherl, wo i zwamoi am Tog vuabeigeh, amoi in da Frua, amoi am schbädn Nochmittog. In da Frua is finsta drin, hots no zua, weu ned amoi de grestn Drangla scho um hoiba ochte beim Branntweina sitzn. Oba waun i hamgeh, waun mi di Hockn ausgschbuckt hod fia den Tog, so um fünfe umadum, oda vierdl sechse, siech i s sitzn, drausd, wo die drei Tisch schdengan und die sechs Sessln. Vier, fünf Leit san imma duat und meistens sitzns vor inan Bier oder an Vierdl Wei, schaun aufd Strossn und san afoch schdü. Maunchas moi, waun i vuabeigeh, redns a midnaund, owa sötn, kummt ma vua, weu wos neichs, wos ma dazön kennt, gschiacht jo eh ned oft. Amoi sans schdreidad woan sogoa, do hod ana an aundan an Deppn gnaunt und a bleds Viech, owa mea ois dass a Weiglasl umgfoin is, is a ned passiert. Heit owa, ois i wieda hamgaungan bin, so um hoiwa sechse, woa des Lokal zua und drin woas finsta. Bin i schdeh bliem und hob den Zedl glesn, der aun da Tia pickt is. A Partezedl woa des, weu ana gschduam is, i hob eam eh kennt, vom segn. Zwarasechzg isa woan und weula a Schdaumgost woa, homs heit zuaghobt, goa ned aufgschbert, weu aun an Tog, wo ana eigrom wiad, denst ewich kennt host, aun dem Tog gehst ned ins Wirtshaus, des ghert si afoch ned.


Einer fehlt

Draußen, in der Vorstadt,
ist das Wirtshaus
an dem ich zweimal am Tag
vorbeigehe
einmal am Morgen
einmal am späten Nachmittag.
Morgens, da ist es dunkel im Lokal,
weil niemand
auch nicht der stärkste Trinker
um halb acht schon
in der Schenke sitzt.
Am Abend aber
wenn ich am Heimweg bin
wenn die Arbeit fertig ist mit mir
für diesen Tag
so gegen fünf
oder viertel sechs
sehe ich sie sitzen
draußen
wo die drei Tische stehen
und die sechs Sessel.
Vier, fünf Leute sind es immer, sie
sitzen vor ihrem Bier
oder einem Viertel Wein
schauen auf die Straße und sind
einfach still.
Manches Mal
wenn ich vorübergehe
sprechen sie auch miteinander
aber selten, will mir scheinen,
weil etwas Neues
das erzählt werden will
geschieht ohnehin nicht oft.
Einmal, da haben sie sogar
gestritten
da hat einer den andern einen Trottel genannt
und ein blödes Vieh
aber mehr, als dass ein Weinglas umgefallen wäre
ist auch nicht passiert.
Heute aber, als ich wieder am Heimweg war,
so gegen halb sechs
war das Lokal geschlossen, lag der Innenraum
im Dunkeln.
Da blieb ich stehen, las den Zettel,
der an der Tür hing.
Eine Todesanzeige war das, weil einer,
ein Stammgast
gestorben war, ich kannte ihn ja,
vom Sehen.
Zweiundsechzig Jahre
war er alt
und das Lokal, das blieb geschlossen
an seinem Begräbnistag
weil wenn einer stirbt, den man lange gekannt hat,
da geht man nicht ins Wirtshaus
das gehört sich einfach
nicht.

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