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Gastbeiträge

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Die Schatten in meinem Zimmer sind von weit her und haben einen guten Charakter. Ihre Unterstützungsleistungen gehen über den Sonnenschutz hinaus. Zum Beispiel geben sie mir manchmal Tips, die ich allerdings akustisch nur selten verstehe. Bei entsprechendem Wetter versammeln sie sich um mich oder ich versammele mich um sie, und dann gibt es wechselseitige Geschichten. Das ist spannend. Überhaupt die Spannung. Wenn ich meine Hände ausbreite, wirbeln die Minusschatten um die rechte Hand und die Plusschatten um die noch rechtere Hand und es gibt einen feinen Strom, der angenehm kribbelt. Die Schatten hinterlassen Angebote für Waren in meiner Mailbox, die man gar nicht kaufen kann. Sie transportieren mich manchmal über den Flur meiner Wohnung, wie ein kleines Surfbrett, das auf noch mehr Schatten schwimmt. Wenn das auf der Straße funktionieren würde, wäre die Allgemeinheit verblüfft.

Marcus Hammerschmitt, *1967 (Saarbrücken), Schriftsteller, Journalist, Fotograf. Zuletzt: „Halbdunkles Licht“, Schiler & Mücke, Tübingen/Berlin (2022), „Rom“, Schiler & Mücke, Tübingen/Berlin (2021) und „Die Teufelsinsel“, Edition J. J. Heckenhauer, Tübingen (2020)
Marcus Hammerschmitts Homepage
Halbdunkles Licht
Marcus Hammerschmitts Schimmerbuch

Die Text- und Bildrechte dieses Beitrags liegen bei Marcus Hammerschmitt.

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