Der Preis der Freundschaft
- Februar 28, 2020
- by
- Manfred Lipp
Manche Dinge ändern sich nicht. Die Farbe deiner Augen. Die Überheblichkeit der Mächtigen. Dass Erdferkel nicht fliegen können.
Die Art und Weise, wie deine Mutter Essen kocht.
Ich sitze am elterlichen Küchentisch und schaue auf die Töpfe, mit denen meine Mutter geschäftig hantiert. Den einen oder anderen, denke ich mir, kenne ich noch aus den späten Siebzigern, aber ich mag mich irren. ‚Im Beruf alles in Ordnung?‘, fragt mein Vater und legt die Gratistageszeitung auf den kleinen Stapel in der Sitzecke. Es ist die Art von Frage, die nach einer knappen Antwort schreit oder einer ganz...
Nachts
- Februar 14, 2020
- by
- Manfred Lipp
Still ist es am Wolfersberg und die Nacht trägt stolz ihr dunkelstes Gewand. Durchs offene Fenster fällt eisige Luft ins Wohnzimmer, kullert aufs Parkett, wälzt sich träge am Boden. Eine versprengte Schneeflocke verirrt sich in den Raum und verliert ihre Existenz, noch bevor sie den Boden berührt. Genug der Elemente, die Welt muss draußen bleiben,...
Muskelspiel
- Februar 07, 2020
- by
- Manfred Lipp
Das gibt’s doch nicht. Jetzt hat er schon wieder getroffen, der Hans Krankl. Er hat es nicht verlernt, das Tore schießen, auch beim Wiener Sport-Club nicht. Nur dieser junge Toni Polster, der ist nicht einzuholen in der Schützenliste. Aus dem könnte vielleicht mal was werden.
Auch wenn er Austrianer ist.
Der Schlusspfiff setzt dem Spiel ein Ende....
Die Tafelrunde
- Januar 31, 2020
- by
- Manfred Lipp
‚Nein, Mama, ich brauche keinen Zucker‘, sagte er und schob die kleine Zuckerdose genervt Richtung Tischmitte. Es war nur eine harmlose Frage, die ihm mit ritueller Beständigkeit gestellt wurde, und er beantwortete sie auf die immer gleiche Weise mit den immer gleichen Worten. Sie fruchteten nichts. Er griff nach dem Milchkännchen, goss ein paar Tropfen...
Winter
- Januar 24, 2020
- by
- Manfred Lipp
Weiß. Weiß ist die Welt und stumm. Nur eine Krähe zerreißt das feine Gewand der Stille mit ihrem kratzigen Schrei, bevor sie hinter den nahen Fichten verschwindet. Die Luft, trocken und kalt, verbeißt sich in die Lunge, krallt sich ins Gesicht. Ein Windstoß fegt winzige Häufchen pulvrigen Schnees über die Terrasse. Ich atme langsam und...





