Katharsis

Aus dem Alltag

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Der Bub liegt am Boden. Hat die Augen geschlossen, Blut an der Wange, am Kinn, im Mund. Fühlt dem Schmerz nach, lässt ihn zu. Denkt an den Faustschlag. Weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Dass Zögern immer ein Fehler ist.

Er bewegt sich, langsam, sacht. Kauert am Boden, im Stall, die Hände ins Heu gekrallt. Hört Schreie, öffnet die Augen. Denkt:
Elsa

Er steht auf, dreht sich um. Sieht den Mann, der sie festhält, ihr die Hose vom Leib zerrt. Sie wehrt sich, kratzt ihn, tritt ihn. Der Mann lacht, drängt sie zum Tisch, der neben der Tür steht, stößt sie zu Boden. Zieht den Gürtel aus seinen Jeans. ‚Miststück‘, sagt er, schreit es. Schlägt Elsa mit dem Gürtel, die Schnalle saust auf ihren Kopf, reißt ein Cut in ihre rechte Wange. Er grinst jetzt. Öffnet die Hose.

Adrian bückt sich, nimmt die Schnapsflasche, die im Heu liegt. Läuft, brüllt, schlägt zu. Hört die Flasche bersten, den Mann aufschreien, Elsa weinen. Lässt den Arm sinken, ganz langsam. Sieht den Mann, wie er sich umdreht. Das Blut, das in dünnen Fäden von seinem Hinterkopf läuft, über den Hals rinnt, das Hemd färbt. Der Bub steht still, bewegt sich nicht.
Weiß, dass er verloren hat.

Der Mann schlägt ihm ins Gesicht, drückt ihn zu Boden. Würgt ihn. Der Bub wehrt sich. Boxt, kratzt. Vergebens.
Der Mann. Auf ihm. Keine Luft. Kreisende Sterne.
Das Letzte, das er sieht: ein Grinsen.

Danach:
Schwarz.

Der Bub schnappt nach Luft. Kann es. Greift sich an den Hals, an die Brust. Hustet, würgt, spuckt. Sieht den Mann, der neben ihm liegt, ihn anstarrt aus toten Augen. Sieht die Heugabel in seinem Rücken. Elsa, die vor ihm steht, reglos. Blut tropft von ihrer Wange, auf den Boden, auf ihre Schuhe, auf ihre Hosen, die um die Knöchel hängen. Ihre rechte Hand zittert.

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