Wintertag

Wintertag

Im Dorf meiner Kindheit lebte der Bub, der mich mied. Ich verstand es nicht. Frag nicht, sagte er an jenem Wintertag, da ich ihn zur Rede stellen wollte, sah mich an aus engen Augen. Ich fragte. Ein Schneeball, der mir eine blutende Wunde schlug an der Wange, von flinken Fingern geworfen, aus kurzer Distanz; Fußspuren,...

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Poesie zwingt sich nicht auf, sie setzt sich aus

Poesie zwingt sich nicht auf, sie setzt sich aus

Die Anfänge meiner Auseinandersetzung mit der Poetik bleiben dem Deutschunterricht geschuldet, denn in Schulbüchern fand ich reichlich Werkauszüge vor, die mich fortan beschäftigen sollten. Es waren Autor*innen wie Paul Celan, Ingeborg Bachmann oder Ernst Jandl, die meine Vorliebe für die Kenntnis um das Wesen der Poesie anfachten und die mit ihren Kompositionen völlig neue und...

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Unsichtbar

Unsichtbar

Das Kind steht vor den Eltern, stumm, hält sich den Ellbogen. Hast du dir wehgetan? fragt die Mutter, prostet der Schwägerin zu, trinkt. Das Mädchen sagt nichts, nickt. Wird schon nichts Arges sein, meint der Vater, sagt: lass einmal sehen. Das Kind nimmt die Hand vom Ellbogen, hebt den Arm, will ihn dem Vater zeigen....

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Paradies

Paradies

Es ist vier Uhr morgens, aber das wissen sie nicht. Die Bahnhofshalle ist auch bei Tag ohne Licht. Seit wann sie hier sitzen und wie lange noch, spielt jetzt keine Rolle. Er zieht seine Hände wieder weg und er weiß, daß er gehen müsste, aber er kann nicht. Er trinkt Kaffee, sitzt auf diesem Stuhl...

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Delphi

Delphi

Waren wir also hier, sahen auf das Ruinenfeld, auf die Schlucht, die Berge dahinter, die Wolken, die sich nach Süden schoben. Zum Greifen nah, zehn Schritte nur entfernt, der Tempel des Apoll, die sechs Säulen, die aufrecht stehen. Rechts der Säulen, mittig wohl, der Platz, wo die Pythia gehockt ist auf dem Dreifuß. Wo sie,...

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