Vor dem Verschwinden

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Ich weiß nicht viel über Afrika, und dieser Text wird nichts daran ändern. Ich schreibe ihn mit einem roten Bleistift, auf dem ein schwarzer Fleck ist, der wie Afrika aussieht. Irgendwann wird er dem Spitzer zum Opfer fallen. Soll ich deswegen aufhören zu schreiben?

Während der blauen Stunde ist der Himmel ewig. Aber wenn ich das aufschreibe, sehe ich den Himmel nicht mehr, und auch die blaue Stunde nicht. Und wenn ich aufhöre, das hier aufzuschreiben, dann sehe ich mich nicht mehr.

Heißt Schreiben nicht auch, das Verschwundene aufscheinen zu lassen?

Aus:
Bastian Schneider: „Paris im Titel“, Sonderzahl Verlag, Wien 2020

Bastian Schneider studierte deutsche und französische Literatur in Marburg und Paris sowie Sprachkunst in Wien. Er lebt in Köln und Wien. 2023 erhielt er den Reinhard-Priessnitz-Preis.
Zuletzt erschienen: „Das Loch in der Innentasche meines Mantels“, Sonderzahl Verlag, Wien 2022
Bastian Schneider

Die Textrechte dieses Beitrags liegen beim Verlag, die Bildrechte bei Doris Lipp.

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