Weg-Weiser

Weg-Weiser

So kam es, dass der Mann, der in Lumpen ging, auf die Stufen des Doms trat, zu den Menschen sprach, nach langer Zeit. Wo warst du? rief einer, ging zu ihm, klopfte ihm auf die Schulter. Wir haben deine Narreteien vermisst, sagte er, lachte. Ich war unter euch, antwortete der Mann, der in Lumpen ging. Habt ihr mich nicht bemerkt? Wie hätten wir dich bemerken sollen, wo du doch stumm warst all die Zeit? fragte der andere, kratzte sich am Kopf. Hörst du nur die Marktschreier, siehst du bloß die Gaukler? sagte da jener, hob die Hand, fasste sich an den Mund. Ist das Wort, das gesprochen wurde, nicht klar genug; musst du es Woche um Woche hören, damit du ihm Glauben schenken kannst? Was redest du da, Narr? sprach der andere, engte den Blick, ballte die Fäuste. Ein Tor bist du, der große Reden schwingt, nichts weiter; ein weltfremder Narr, nutzlos der Gemeinde. Der Mann, der in Lumpen ging, schwieg eine Weile, sah in die Gesichter derer, die ihn umstanden. Der Weg, der uns zu Menschen macht, sagte er, als die Turmuhr die volle Stunde schlug, ist für jeden von uns gleich. Und mag er hell beleuchtet sein, gut beschildert auch, die Blinden sehen ihn nicht.

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