Georg Santner zog den Vorhang beiseite, sah nach draußen. Er kniff die Augen zusammen, schob seine Brille mit einer Bewegung, die ihm gänzlich unbewusst blieb, Richtung Nasenwurzel, besah den Himmel. Es wird schneien, dachte er. Er lächelte. Der Gedanke an Schnee missfiel ihm keineswegs. Eine Weile, dass er am Fenster stand, sich an die Winter seiner Kinderjahre erinnerte. Kinder, dachte er, war sich nicht sicher, ob er es auch geflüstert hatte. Er zog den Vorhang zu, sah zur Kommode, wo das Bild der Tochter stand. Das Foto zeigte eine junge Frau, keine zwanzig noch, die neugierig in die Welt schaute. Es war siebenundzwanzig Jahre alt. Georg Santner ging zur Kommode, griff nach dem Bild, betrachtete es. Die Zeit, wo versickert sie? fragte er sich. Er lächelte, als er das Bild wieder zurückstellte, seine mit Altersflecken übersäte Hand sah. Was amüsiert dich? hörte er Helga hinter sich fragen. Er hatte nicht gehört, dass sie ins Zimmer getreten war, spürte nun ihre Hand auf seinem Rücken. Georg Santner wandte sich um, umarmte seine Frau, küsste sie. Wir sind alt geworden, sagte er. Helga lachte, strich ihm mit der rechten Hand über die Wange. Gut beobachtet, mein Lieber, sagte sie, zog die linke Augenbraue hoch. Sie sahen einander an, eine halbe Minute wohl, in der sie nicht sprachen, bevor sie die Augen schlossen, sich abermals küssten.
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