Sei dankbar
- September 25, 2020
- by
- Manfred Lipp
Sei dankbar, sagen sie. Dass du einen Job hast, der dich nährt und dir ein braves Leben erlaubt. Wir setzen uns für dich ein, sagen sie. Damit es nicht bergab geht mit dir, wir können nicht für alle sorgen. Die Zeiten würden härter, sagen sie, schau dich doch um. Sie lächeln mich an und klingen ernsthaft und vernünftig. Bis ich verzichtet habe auf acht Prozent, sie sprachen ja von zwölf. Acht Prozent, was sei das schon? Eine gute Entscheidung, die einzig richtige, sagen sie und lächeln immer noch.
Sie ordern neue Dienstwägen.
Ich bin dankbar. Dass...
Dachte Schumann
- September 18, 2020
- by
- Manfred Lipp
Was für ein seltsames Kind, dachte Schumann und biss in einen Apfel. Der Apfel schmeckte sauer und ohne es zu bemerken, schnitt Schumann eine Grimasse. Ein Windstoß schob die Plastikverpackung eines Schokoriegels vor sich her und spuckte sie vor seinen rechten Schuh. Angewidert hob er den Fuß, überließ das Plastik wieder dem Wind, der es...
Uninspiriert
- September 11, 2020
- by
- Manfred Lipp
Ich war es leid, auf den leeren Bildschirm zu starren. Nur den Cursor anzuglotzen, der seit Stunden blöde vor sich hinblinkte. Ich konnte ihn nicht leiden. Ein geistreiches Wort fand sich nicht. Es war zum Kotzen. Wieder einmal klappte ich den Laptop zu und schob ihn beiseite, seit Wochen hatte ich keinen brauchbaren Satz mehr...
Gipfelsturm
- September 04, 2020
- by
- Manfred Lipp
Der Automat mag die zehn Euro nicht. Spuckt sie aus, als wären sie ein ausgelutschter Kaugummi oder ein derbes Wort, das zu schnell gesagt und zu langsam gedacht worden ist. Der Automat, der Maut kassiert, schenkt mir ein ödes Blinken.
Eine Quittung gibt er mir nicht.
‚Wie modern‘, sagt Manfred und grinst, als er sich bückt und...
Einser-Menü
- August 28, 2020
- by
- Manfred Lipp
Ewald Pongratz war ein einsichtiger Mann. Er sah ein, dass der Platzregen, in den er eben geraten war, unumgänglich war, und dass es keinen Sinn machte, über den Wetterdienst empört zu sein, der nichts anderes als Sonnenschein versprochen hatte. Nass war er trotzdem. Er sah ein, dass die Bank, für die er neununddreißig Jahre gearbeitet...





