Beiträge aus Aus dem Alltag Kategorie
Makellos schwarz

Makellos schwarz

Das erste, was ich von ihm sah, waren seine Schuhe. Sie waren blank poliert. Makellos schwarz. Er saß mit dem Rücken zu mir, als ich gerade in die Straßenbahn stieg, hatte lässig ein Bein über das andere geschlagen. Beide ragten sie ein Stück weit in den Gang hinein.
Und da sah ich seine Schuhe.

Ich setzte mich ihm gegenüber, er hatte sofort seine Beine ein wenig angewinkelt, als er mich bemerkte. Mein knappes Wort des Dankes mit einem höflichen Kopfnicken quittiert. Die Straßenbahn stand noch eine kurze Weile in der Haltestelle, der Praterstern in seiner spröden Pracht...

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Carpe diem

Carpe diem

Leon mag keine Kapern, soviel steht fest. Mit steifem Rückgrat und blankem Unverständnis starrt er auf die Pizza und lässt seinem Unmut freien Lauf. Die Mutter versucht zu besänftigen, der Vater nippt verlegen am Bier und der Kellner spendet ein freundliches Wort.
Leon und die Kapern zeigen sich von all dem unbeeindruckt.

Meine Spaghetti bolognese kommen zum...

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Der Kunst ihren Stammtisch

Der Kunst ihren Stammtisch

Der Windstoß scheint aus dem Nichts zu kommen. Wirbelt Staub auf vor meinen Füßen, fegt Zigarettenstummel und ein Papiertaschentuch über den Boden. Ein Mädchen, acht, neun Jahre alt vielleicht, stürzt dem Taschentuch hinterher, bekommt es schließlich zu fassen und blickt verschämt um sich. ‚Halten wir den Yppenplatz sauber‘, mahnt ein großformatiges Plakat an der Mauer...

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Go West

Go West

In weitem Bogen windet sich der Polo Richtung Autobahn. Umkurvt den Mistplatz Auhof, diese spröde Zierde des Wientals, beschleunigt forsch in artgerechtem Tempo, trägt mich unwillig, doch stumm nach Pressbaum.
Es ist Freitagabend und eine Fahrt über die öden Asphaltbänder der A1 eher am unteren Ende meiner Bedürfnisskala. Und doch bringt mich der Polo westwärts, weg...

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Die Vermessung des Strahls

Die Vermessung des Strahls

‚Dieses Mal werden wir eine Strahlmessung machen‘, meint die freundliche Dame am Empfang. Und während ich meine Unterschrift unter die allerorts unvermeidliche Datenschutzerklärung setze, ringe ich mir ein Lächeln ab, nicke wohlwollend und denke mir: wer könnte einer so freudvollen Verlockung widerstehen?

Um der Sache den nötigen Nachdruck zu verleihen, gönne ich mir schnell drei Gläser...

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