Hinter den Schatten

Aus dem Alltag

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So kam es, dass der Mann, der in Lumpen ging, krank in seiner Kammer lag, hustete, fieberte. Die junge Frau, die wissen wollte, wich nicht von seiner Seite, pflegte ihn, kühlte ihm die Stirn, reichte ihm Wasser, ein wenig Brot auch. Unruhig war sein Schlaf, groß ihre Sorge.

Am dritten Tag, dass sie auffuhr in der Dunkelheit der kleinen Stunden, wach war im Augenblick. Dass sie die Männer hörte, die Schmährufe brüllten, an die Tür schlugen, drohten. Macht auf, riefen sie in ihrer Trunkenheit, droschen gegen das Türblatt, rüttelten am Griff. Der Mann, der in Lumpen ging, stöhnte, schlug die Augen auf, horchte. Elendes Pack, brüllte einer, trat gegen die Tür, dass sie zitterte. Im Zimmer schwiegen sie, suchten den Blick des andern, fanden ihn nicht in der Dunkelheit.

Ihr Herz schlug hart in ihrer Brust, als die Rufe verstummt, die Schritte verebbt waren. Sie schloss die Augen, spürte der Angst nach, die in ihr hockte wie ein Dämon. Der Mann, der in Lumpen ging, atmete schwer, sagte: Fürchte nichts. Schloss dann die Augen, fiel in einen fiebrigen Schlaf. Dreimal, dass er Sandra! rief in jener Nacht.

Als es Tag wurde, schien er wieder bei Kräften zu sein. Sie sah ihn an, nahm seine Hand. Wer ist Sandra? fragte sie, neigte den Kopf. Der Mann, der in Lumpen ging, sagte nichts, lächelte. In seinem rechten Auge hing eine Träne.

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