Kalypso

Aus dem Alltag

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Als ich in die Hütte trat, verglomm die Kerze, die auf dem Schemel stand, nah der Tür. Setz dich! sagte die Alte, deutete auf die Eckbank, die beiden Sessel, den Holztisch. Ich zog meine Mütze vom Kopf, hielt sie mit klammen, kalten Fingern, nickte. Wollte zum Tisch gehen, konnte es nicht. Stand im Raum, starrte die Alte an, konnte den Blick nicht lösen von ihren saphirblauen Augen. Geh! sagte sie, und ich ging.

Sie verband meine Wunden, gab mir zu essen, zu trinken auch. Richtete mir ein Lager, nah dem Ofen. Sprach kaum, fragte nichts. Als die Müdigkeit über uns kam, erhob sie sich, deutete auf eine Tür, die schmal war und unscheinbar. Sei mein Gast, sagte sie, es wird dir an nichts mangeln, bloß jene Tür dort öffne nicht. Ich nickte. Grußlos querte sie den Raum, öffnete die Tür, trat ins Nebenzimmer. Ich stand auf, wusch mich, löschte das Licht. Als ich wach wurde in der Dunkelheit der kleinen Stunden, hörte ich das Wimmern eines Kleinkinds. Ich schloss die Augen, fiel bald in einen traumlosen Schlaf.

Der Duft von gebratenem Speck weckte mich. Steh auf und iss! sagte die junge Frau, die am Herd stand, in meine Richtung blickte. Ich erhob mich, ging zum Tisch, wollte Grußworte sagen, konnte es nicht. Sie lächelte, da sie die Ratlosigkeit in meinem Gesicht sah. Stumm stand ich vor ihr, bleich, verwirrt, fiel in die Tiefe ihrer saphirblauen Augen. Sie trat zu mir, ganz nah, hielt ihre Wange an meine. Bleib! flüsterte sie mir ins Ohr. Und ich blieb.

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