Das Manuskript

Das Manuskript

Es war kurz vor Mitternacht, als er mich am Potsdamer Platz, wo einst die Mauer die Stadt teilte, heranwinkte. Der gut gekleidete Mann, der älter aussah, aber in meinem Alter war, wie sich später herausstellte, wollte zum Artemis, dem Großraumbordell am Ende des Kurfürstendamms. In der Hand hielt er ein Buch, in dem etwas steckte,...

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Ibrahim

Ibrahim

Er saß links von mir. Hockte wie ich auf den Steinen, die der Fluss angeschwemmt hatte, den Blick aufs Wasser gerichtet, die Arme um die Beine geschlungen. Er war stiller geworden, seit er eingesehen hatte, dass ich ihm kein Geld geben würde.
Nun konnten wir reden.

Geht ohne mich, hatte ich den anderen zugerufen, die schon die...

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Emsige Muse

Emsige Muse

Alles tanzt nach ihrer Flöte:
Klar! Sie kennt sich aus mit Goethe.

Zitiert sie etwas Unbekanntes
ahn ich im Grunde schon: Cervantes.

Lädt sie mich ein zur Tasse Tee –
wer steckt dahinter? Laotse!

Reicht sie dazu nur einen Keks mir
bin ich bereit und reif für Shakespeare.

Ein leicht frivoles: Oi, Oi, Oi!
verheißt nichts Gutes, heißt:...

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Leicht

Leicht

Auf dem Fensterbrett die Krähe. Reglos steht sie dort, schaut herein ins Zwielicht des Raums. Ob sie mich sehen kann, hier in meinem Krankenbett, oder sich bloß narren lässt von ihrem Spiegelbild?

Ich versuche, mich aufzurichten, es gelingt mir nicht. Ich lasse es bleiben, sinke zurück, ringe nach Luft. Ich ringe oft nach Luft in letzter...

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An der Hotelbar

An der Hotelbar

Calvados und ein Cappuccino, als läge im Milchschaum eine umwölkte Aussichtshöhe, stehen vor ihm als Gedeck. Auf dem Barhocker läßt sich der Schmerzpunkt besser orten, der ausstrahlt im Rücken. Mit derselben Haltung saß er schon auf einem Baumstamm, während der Nachtwachen seiner Pfadfinderzeit, unter freiem Himmel, als alle anderen schliefen und die krummgeschlagenen Heringe auf...

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