Falsches Gold

Falsches Gold

Mein Vater trank Küppers Kölsch. Vierundzwanzig Flaschen Braunglas sind ein Kasten. Auf den Etiketten ein Köbes, der einen Kranz frisch gezapftes Bier in den Händen trägt. Der Schriftzug KÜPPERS KÖLSCH vor leuchtend hellgelbem Hintergrund. Schmale, elegante Buchstaben. Immer wenn ich an dieses Bier denke, muss ich auch an eine Nachmittagssonne denken, die durch die Küchenfenster...

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Sog

Sog

Manchmal, sagt er, sei es schwierig. Da wisse er nicht, was zu tun sei und zu sagen. Ob eine Tat oder ein Wort überhaupt helfe. Er schweigt, sieht zu Boden. Schaut wieder auf, sieht die Hilflosigkeit in den Augen der Tochter und die Sorge.
Manchmal verliere er die Geduld, flüstert er.

‚Du weißt, dass sie dement wird‘,...

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Die Flügel geflogen

Die Flügel geflogen

Die Flügel ausgebreitet. Die Spannweite gemessen.
Sitzen geblieben.
Die Flügel aufgefaltet, die Farben bestimmt.
Sitzen geblieben.
Die Flügel aufgemalt, das Papier zerknüllt,
mich hingehockt.
Die Flügel beschrieben, tausend Worte, hingefallen.
Die Flügel aus einer Weltkarte geschnitten,
Reiseführer gelesen.
Die Flügel aufgehängt, Sprachen gelernt.
Geschwiegen.
Die Flügel ins Auto gepackt und an die See gefahren.
Im...

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Elementar

Elementar

Kann einer ertrinken in den Tränen, die er nicht geweint hat? Feststecken im Leerlauf seiner eigenen Antriebslosigkeit? Wie weit, frage ich mich, kommt der, der immer nur mit Fersengeld bezahlt?

Lässt sich ein Leben denken, das sich im Warten erschöpft? Kann man verlorengehen im Dickicht der Zeit? Ist es möglich, dass einer die alte Linde nicht...

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Dinkelkeks

Dinkelkeks

‚Frohe Weihnachten, Leonie‘, sage ich. Nehme sie in den Arm, gebe ihr einen Kuss. Er schmeckt nach Johannisbeersaft und Zigaretten. ‚Frohe Weihnachten, Peter‘, sagt sie, streicht mir durchs Haar, gibt mir einen Klaps auf den Hintern. Geht zur Kommode, kramt in einer Schublade und verschwindet mit einer Büroklammer im Nebenzimmer. Ich bleibe ratlos zurück und...

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